Dienstag, 3. Dezember 2019
Am anderen Ende der Welt
Seit fast drei Wochen sind wir nun unterwegs. Neuseeland ist ein harter Brocken. Zuerst kämpfen wir alle mit Heimweh und 12 Stunden Zeitverschiebung, dann endlich auf den Rädern, mit dem rücksichtslosen Autoverkehr, jetzt grade mit durchwachsenen Wetter und Routenplanung.

Nach dem ersten schlimmen Tag aus Auckland raus haben wir es ganz gut geschafft, den Autos aus dem Weg zu gehen. Die Entfernungen sind nicht zu schlimm. Bisher können wir immer nach 50 km campen, oft umsonst. Sauberes Wasser ist eher die Schwierigkeit, bedarf etwas Vorplanung. Neuseelands MTB Wege halten bisher was sie mir zu versprechen schienen, großartig angelegte , mit unserem Gepäck manchmal mühselige Trails! Sogar Mo ackert sich durch!

Die Campingplätze sind top ausgestattet, gestern hab ich Brot gebacken, abends gabs Pizza....

Ab Freitag sind hier Ferien, wir werden sehen was das bedeutet.



Im botanischen Garten von Auckland






Geothermie, den Geruch erspare ich euch




Auf dem Trail



Nach 400 Radkilometern sind wir in Rotorua, ein geothermisch aktiver Ort. Überall dampft, zischt und blubbert es, entsprechend riecht es mal mehr mal weniger nach Schwefel. Die Stadt ist sehr touristisch, aber bietet einen unglaublich attraktiven Mountainbikepark. Unzählbare Kilometer auf Trails, vom feinsten zwischen gigantische Redwoods gezimmert, Einbahnstraßensysteme führen sorgenfrei hindurch. 20 km hat Mo schon ! Morgen gehts weiter. Nicht mit unserer Reise, sondern mit Trails in Rotorua. Danach radeln wir zurück gen Mangakino.


Ach ja, unsere Route bisher: Auckland, Port Waikato, an der Küste entlang ca. 70 km nach Süden, dann Waingaro, Hamilton, Cambridge, Waikato River Trails bis Zum Highway 1, dann Waikite Valley, dann Rotorua.

Als nächstes Ziel haben wir den Timber Trail. 85 km autofrei durch neuseeländischen Wald. Ich freue mich drauf!





Jetzt sitzen wir in einem Ferienhaus in Whakamaru Dam, am Waikato River. Gestern sind wir von Waikite Valley zurück geradelt inklusive 26 km tollem Trail! Heute gewitterts, immer wieder schüttet es. Wir backen Brötchen, Kekse, hören Bibi Blocksberg, planen die nächsten Etappen, basteln, essen....
Heute morgen saßen zwei Papageien auf dem Zaun, im Garten wachsen Zitronen, wir dürfen uns bedienen!


Die Umfahrung des Waikato River Trail, auch ok


Kekse am 2. Advent




Wir haben die letzten Tage auf dem einmalig schön angelegten Timber Trail verbracht. 84 km mtb trail im Wald. Mo ist 80 km selbst geradelt in 2 Tagen.

Neuseeland bestand einmal zu 95% aus Wald, wenn man durch diese vernichtend kleine Schutzfläche nativen Waldes des Timber Trail radelt, kann man sich vorstellen, wie großartig das gewesen sein muss. Die letzten beiden km rücken einen wieder zurück in die Realität. Schade. Nix draus gelernt muss man sagen....


Jetzt organisieren wir unseren Weiterweg, denn leider ist nicht nur ein Teil unseres geplanten Trails gespertt, sondern auch ein Teil des Highways 4, so dass wir befürchten, dass einiger Verkehr auf unsere Route ausweichen wird. Das wäre dann unfahrbar für uns. Aber wenn der Highway gesperrt ist, könnte das auch großartiges Radeln für uns bedeuten, wenn auch andrs als geplant 😉

Wir werden sehen. Erst mal müssen wir für 5 Tage Lebensmittel einkaufen und wahrscheinlich einen Regentag geschickt einplanen (Vorhersage >50 mm)

....

Frohe Weihnachten! Wir sind am Meer, in Wanganui. Der Weihnachtsmann hat tatsächich ein paar wenige Geschenke gebracht, ich habe mir einen Geburtstagskuchen gebacken und heute gabs Würstchen, Kuchen, Eis, Pizza und Wein.

Aber bis es dazu kam geschah folgendes:


Nach Taumarunui, die Stadt nach dem Timbertrail sind wir einen Tag früher als geplant nach Owhango gefahren um dann 5 Tage in der Blue Duck Lodge Regen auszusitzen. Soviel Regen, dass sogar die Einheimischen entsetzt waren. Vergangenen Dienstag gab es mehr als 140mm Regen in 24 Stunden. Und Montag, Mittwoch und Freitag hat es auch jeweils mehr als 50mm Regen gegeben.

Die Blue Duck LOdge ist ein Durchgangsort für alle TA Wanderer (das sind die vielen Leute, die Neuseeland der Länge nach durchwandern) und für alle Radler, die den Mountains to Sea Radweg fahren. Der gehört auch zu dem für Radler existierenden TA, dem wir locker folgen. Nur, dass eigentlich alle das Stück zwischen der sogenannten Brigde to Nowhere und Pipiriki auf dem Fluß verbringen. Per Kanu oder per Jetboat. Wir wollten beides nicht, a) zu gefährlich, b) zu teuer.
Es gibt eine Alternative: Einen MTB Trail und eine ruhige Straße, die in für uns 3 Tagen dieses Stück Fluß umfahren. MTB Trail heißt aber auch genau das und nach mehr als 200mm Regen war es durchaus anstrengend unsere Räder gegen Schlamm und Schwerkraft zu stemmen. Moritz hat mich immer wieder überrascht, indem er mir zeigte, dass es "unfahrbar" nicht gibt. Unfassbar! Radelt der kleine Kerl einfach den anspruchsvollen Pfad in 2 Tagen hoch!

Ebenfalls unfassbar fanden wir, wieviele Kanuten auf dem Fluß unterwegs waren, obwohl der gefährlich hoch war, zeitweise nicht einmal Rettungsboote fahren konnten, und eigentlich an allen Tagen, die wir trocken in der Blue Duck Lodge verbracht haben, Menschen aus umgekippten Kanus aus dem reißenden Fluß gerettet werden mußten.
Aber gut. Jedem das seine.

So. Nun wißt ihr wo wir sind.
900km sind geradelt. Nach den ersten Tagen haben wir uns gut eingeradelt. Die Nordinsel hat so viele tolle MTB Routen, die man ziemlich gut über ruhige Nebenstraßen (oft geschottert) verbinden kann, das Versorgungsnetz ist ausreichend, auch mit Kindern, die Campingplätze oft umsonst und sehr schön.
Till und Mo halten meistens gut durch selten müssen wir mehr als 4:00h am Tag radeln. Dann sind aber auch gewöhnlich 600 Höhenmeter rum und wir sind platt.

Von hier planen wir eine Route nach Palmerston North (Wie genau ist noch nicht klar), von dort brauchen wir irgendeinen Transport bis Masterton oder Wellington und dann gehts auf die Südinsel.

Die Insel gefällt uns gut, aber die Abholzpolitik ist krass: Man schlägt einfach ganze Hügel komplett kahl. Sieht grauenvoll aus, ist ökologisch sicherlich auch nicht ganz sinnvol, aber gut. Radikal. Bringt Geld. Können noch mehr Schafe weiden, oder Schlachtvieh.
Naja und jeder hat auch mindestens ein zu hoch motorisiertes Auto, fährt damit auch 200m vom Haus zur Wiese und der Durchschnittsneuseeländer hält uns für völlig bekloppt freiwillig Rad zu fahren. Und dazu noch auf Schotter. Die Highways seien ja viel praktischer.
Aber, Neuseeland bietet auch tolle Wälder, glücklicherweise noch einige wenige beeindruckend große Bäume, viele Vögel, und schöne Landschaften.









Ein frohes neues Jahr wünschen wir euch. Wir haben die Nacht schlafend ca. 70 km südöstlich von Palmerston North verbracht. Gerade radeln wir flach durch Farmland, unsere letzten Tage auf der Nordinsel. Es ist heiss, wir haben nördliche Winde. Dadurch ist der Himmel sehr trüb, denn der Wind weht den Rauch der australischen Feuer herüber.

Aus Palmerston heraus hatten wir Glück, Mr. Grady, Lehrer, Betreiber einer Kaffeebude (gemeinsam mit seinen Schülern) und Besitzer eines Autos mit Anhänger, war unglaublich nett und bot uns an, uns über den Berg zu fahren. Nicht die 400 hm schreckten uns ab, aber die Warnung vieler Eingeimischer, auch Radfahrer, dass die Strasse keinen Spass mache, da sie nun allen Verkehr abfängt, der vorher auf einem nun geschlossenen Highway. So war es tatsächlich. Kein Seitenstreifen, eng, kurvig, stark befahren. Uns konnte nicht Besseres passieren, als bequem im Auto die 30km zu überbrücken!

Danach war alles wieder gut. Leere Straßen, ruhiges, sicheres Radeln!


Unser Silvesterzeltplatz

Wind! Das beschreibt die vergangenen Tage am besten. Nach Masterton waren es 50 km. Um 12:30 Uhr waren wir da! Nach Martinborough das gleiche Spiel, dann drehte der Wind. Die nächsten 46 km zum Meer waren harte Arbeit. Nach über 200 km auf zwar leeren, aber eher unspektakulären Straßen durch Farmland freu ich mich auf die Küste und die Verbindung über den Rimutaka Cycle Trail nach Wellington.
Und tatsächlich ist die „wild coast“ grossartig! Der Trail zur Südspitze ist anspruchsvoll, aber wirklich toll! Und wild. Wir sehen Delfine und Fellrobben.

Nach Norden ist der Wind am nächsten Tag so stark, dass wir nach der Mittagspause aufgeben müssen. Wir können die Spur nicht halten. Manche Böen lassen uns einfach im Kreis fahren. An einer Einfahrt zu einem Haus steht ein offener Schuppen, dort suchen wir Schutz.

Jens möchte fragen, ob wir hier bleiben können, findet aber niemanden.

Aber zu lange warten wir nicht, bis ein Auto kommt und uns fragt , was wir brauchen. Was für ein Glück! Wir bekommen ein ganzes Haus! Der Wind wird immer stärker, auf dem See uns gegenüber stehen Wasserhosen, es gibt Regenbögen aus den aufgewirbelten Tropfen. Wie gut, dass wir ein festes Dach haben !

Glücklicherweise ist der Wind heute nicht ganz so garstig. Zwar haben wir streckenweise ganz schön zu kämpfen, müssen auch mal anhalten um eine Böe durchzulassen oder um unsere Räder wieder in die richtige Richtung zu drehen, aber wir kommen die geplanten 67 km in etwas über 5 h durch. Unser längster Tag bisher!


Jetzt sind wir quasi in Wellington. Hier endet die Nordinsel und wir werden mit der Fähre auf die Südinsel übersetzen. 1400 km sind erradelt, mit vielen, vielen Höhenmetern! Und glücklicherweise wenigen befahren Straßen! Wir haben das Radeln hier lieben gelernt und würden es auf der Nordinsel wärmstens weiterempfehlen!


Der Tunnel zum Aufzug aus Wanganui raus. Kein Witz!





An der Küste




Sommer!



Der Remutaka cycle trail ist eine alte Bahnlinie

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